ziege
Tierversuche = Menschenversuche

Tuberkuloseimpfstoff : getestet an Ziegen und Neugeborenen

 

 

Titel: Sicherheit und Immunogenität des rekombinanten Bacille Calmette-Guérin-Stammes VPM1002 und seiner Derivate in einem Ziegenmodell

Hintergrund: Ein neuartiger Tuberkuloseimpfstoff wird an Ziegen getestet. Der Impfstoff soll in der Veterinär- und Humanmedizin eingesetzt werden.

Tiere: 30 Ziegen

Jahr: 2023

Versuchsbeschreibung: Die Versuche werden durch eine Behörde in Thüringen unter der Nummer 22-2684- 04-04-001/16 am 23.02.2016 genehmigt und finden am Friedrich-Loeffler-Institut in Jena statt.

Die 30 Ziegen sind männlich und stammen aus einer Herde von Milchziegen.

In ihrer Ursprungsherde wurden die Ziegen kastriert und geimpft. Die meisten Ziegen zeigen Krankheitsanzeichen wie Husten und Ausfluss aus Nase und Augen. Drei Wochen nach der Ankunft im Friedrich-Loeffler-Institut werden

Abstriche aus Nase und Proben vom Kot genommen und auf Krankheitserreger untersucht.

Fünf Wochen vor dem geplanten Versuchsbeginn werden erneut Proben genommen und auf Krankheitserreger untersucht. Vier Wochen vor Versuchsbeginn erhalten die Ziegen 5 Tage lang ein Antibiotikum und es wird ihnen ein Mittel gegen Kokzidien (Parasiten, die Durchfall verursachen) verabreicht.

Darauf bessern sich die Symptome. Innerhalb dieser Vorbereitungszeit wird den Tieren dreimal Blut aus einer Vene im Halsbereich abgenommen.

Im Alter von etwa 5 Monaten werden die Ziegen in 5 Gruppen von je 6 Tieren eingeteilt. Den Tieren der Gruppe 1 bis 4 wird jeweils einer von 4 verschiedenen experimentellen Impfstoffen in etwas Flüssigkeit am

linken Schulterblatt unter die Haut gespritzt. Die 5. Gruppe wird ebenso behandelt, ihr wird aber Flüssigkeit ohne Impfstoff gespritzt.

Im Anschluss werden die Tiere täglich beobachtet, wobei der Allgemeinzustand, der Appetit, das Wiederkäuen, die Haut und das Fell, Augen- und Nasenausfluss, die Atem- und Herzfrequenz, Husten und

die Konsistenz des Kots bewertet werden. Es wird auf vergrößerte Lymphknoten und ihre Schmerzhaftigkeit

untersucht. Lunge und Bauchraum der Ziegen werden täglich abgehört und die Temperatur wird täglich im Enddarm gemessen. Dabei entwickelt ein Teil der Tiere einige Tage nach der Impfung Fieber. Die Beobachtungen werden mit einem Punkteschema bewertet. Einmal pro Woche werden die Ziegen gewogen.

Alle vier Wochen wird Blut aus einer Vene im Halsbereich abgenommen und untersucht.

Alle Tiere, die einen der experimentellen Impfstoffe erhalten haben, entwickeln an der Impfstelle Schwellungen oder schmerzhafte Knoten, die bis zu 10 cm groß werden.

Bei einem Teil der Ziegen entwickeln sich auf den Knoten etwa einen Monat nach der Impfung Geschwüre. Zum Teil eitern die Geschwüre und sind bis zu 1 cm groß.

104 Tage nach der Impfung wird den Ziegen auf der rechten Seite des Halses eine Lösung injiziert. Auf der linken Seite des Halses wird eine andere Lösung injiziert. Die Lösungen enthalten Substanzen, auf die die durch die Impfung gebildeten Antikörper reagieren. Zwei Tage nach der Injektion entwickelt ein Teil der Ziegen Fieber. An der Injektionsstelle verdickt sich die Haut der Ziegen, die zuvor einen der experimentellen Impfstoffe erhalten haben.

127 Tage nach der Impfung wird den Ziegen ein Beruhigungsmittel in einen Muskel gespritzt.

Dann werden sie durch Injektion eines Tötungsmittels getötet.

Verschiedene Gewebeproben, darunter die Impfstellen mit den darin enthaltenen Knoten, Lymphknoten,

Mandeln, Herz und Leber, werden entnommen und untersucht. Bei den Untersuchungen der toten Ziegen werden Anzeichen einer chronischen Lungenentzündung gefunden.

Die Arbeiten wurden durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert.

Bereich: Impfstoffforschung

Originaltitel: Safety and immunogenicity of recombinant Bacillus Calmette-Guérin strain VPM1002 and its derivatives in a goat Model

Autoren: Julia Figl (1)*, Heike Köhler (1), Nadine Wedlich (1), Elisabeth M. Liebler-Tenorio (1), Leander Grode (2), Gerald Parzmair (2), Gopinath Krishnamoorthy (3), Natalie E. Nieuwenhuizen (3), Stefan H. E.

Kaufmann (3,4,5), Christian Menge (1)

Institute: (1) Institut für molekulare Pathogenese, Friedrich-Loeffler-Institut, Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit, Naumburger Str. 96 a, 07743 Jena, (2) Vakzine Projekt Management GmbH, Hannover, (3) Abteilung Immunologie, Max-Planck-Instituts für Infektionsbiologie Berlin, Berlin, (4) Max-Planck-Institut für Multidisziplinäre Naturwissenschaften, Göttingen, (5) Hagler Institute for Advanced Study, Texas A&MUniversity, College Station, USA

Zeitschrift: International Journal of Molecular Science 2023; 24(6): 5509

Land: Deutschland

Es gab für den gleichen „Impfstoff“ aber auch Versuche / Studien an Neugeborenen.

Der Impfstoff hat die klinische Phase-I-Studien in Deutschland und Südafrika bestanden und seine Sicherheit und Immunogenität bei jungen Erwachsenen nachgewiesen. Es wurde außerdem erfolgreich in einer randomisierten klinischen Phase-IIa-Studie an gesunden südafrikanischen Neugeborenen getestet und wird derzeit einer Phase-IIb-Studie an HIV-exponierten und nicht-exponierten Neugeborenen unterzogen.

( Mit der nachgewiesenen Sicherheit habe ich allerdings so meine Zweifel.)

Detaillierte Beschreibung 

Die Studie ist als doppelblindes, multizentrisches, *randomisiertes, aktiv kontrolliertes Parallelgruppendesign der Phase III mit zwei Gruppen von Neugeborenen konzipiert, die entweder VPM1002 oder BCG SII (1:1-Zuteilung) erhalten, um die Wirksamkeit, Sicherheit und Immunogenität von VPM1002 gegen eine Mtb-Infektion zu bewerten.

Gesunde männliche oder weibliche Neugeborene werden zentral randomisiert, um den zugewiesenen Impfstoff zu erhalten, stratifiziert nach dem HIV-Status der Mutter. Eine Einzeldosis VPM1002 oder BCG SII wird (innerhalb von 14 Tagen nach der Geburt) streng intradermal verabreicht.

*Randomisiert :

Die randomisierte kontrollierte Studie (randomized controlled trial, RCT) ist die hochwertigste Form einer klinischen Studie, um den Effekt einer Behandlung ( ein Medikament) auf ein definiertes Ereignis,  Heilungsraten, aber auch Nebenwirkungen, Komplikationen oder Todesfälle, zu untersuchen. Dabei wird eine Gruppe von Patientinnen/Patienten oder Versuchspersonen (Probandinnen/Probanden) zufällig in zwei oder mehrere Gruppen aufgeteilt (randomisiert).

Quellen : clinicaltrials.gov/study/NCT04351685?cond=Tuberculosis&term=VPM1002&aggFilters=ages:child&rank=1#locations

                /clinicaltrials.gov/study/NCT00749034#study-record-dates

 

 

 

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